Test Sigma 12-24mm Art


Im Januar 2017 habe ich im Rahmen einer Aktion seitens der Zeitschrift FOTOHITS und Sigma, das Sigma 12-24mm Art Ultraweitwinkelobjektiv für 4 Wochen zum testen erhalten. Meine Rückmeldung und ein Bild erschien dann in der besagten Zeitung sehr verkürzt, genauer gesagt in 5 Zeilen. Hier nur mein komplettes Review.

Gespannt und neugierig habe ich das Paket von Sigma zu Hause geöffnet. Darin befanden sich das SIGMA 12-24 ART, ein Filterhalter von Logodeckel, sowie 2 150mm Filter von Haida (0.6 Grad, ND1.8). Das Sigma kommt in einem vernünftigen Köcher - hier könnte sich manch anderer Hersteller eine Scheibe abschneiden

 

 

Das Sigma ist ganz schön groß und wuchtig. Braucht viel Platz im Fotorucksack, fühlt sich dafür aber sehr wertig an und ist TOP verarbeitet. Alle Einstellringe laufen hervorragend weich (dazu später mehr) und das Handling ist sehr angenehm. Der AF-Schalter ist versenkt angebracht - mit Handschuhen sehr schlecht zu bedienen, i.d.R. wird man aber ja eh manuell arbeiten.

Getest wurde das Sigma an meiner 1Dx und an der 6D, zusätzlich noch an Michael Lauers 5DsR und zusätzlich noch im Vergleich mit seinem 11-24 und gegen Ende der Testphase gegen den Vorgänger Sigma 12-24 II.

Nachdem die Kamerahersteller den Megapixel-Wahn ausgerufen haben, scheint bei den Objektivherstellern nun der Kampf um die Naheinstellgrenze entbrannt zu sein. Fotografiert man mit dem Sigma in diesem Nahbereich und arbeitet dabei mit geschlossener Blende, leiden die Ecken etwas. Verständlicherweise ist die Schärfetiefe in diesem Bereich auch abgeblendet nicht so groß. Auffallend ist aber, dass der Schärfeverlauf nicht ganz homogen ist. Im Bildzentrum hat man einen sehr schönen Verlauf der im Hintergrund angenehm ausläuft. Die Ecken wirken jedoch stark verwaschen. Als Workaround ist hier dann ein Fokusstack aus mind. 2 Aufnahmen zu empfehlen, um eine durchgehende Schärfe im Bild zu erhalten. Ebenfalls empfiehlt es sich hier sehr genau über den LiveView zu fokussieren und immer mit der Abblendteste die Schärfeebene zu kontrollieren. Bei Offenblende wirkte das Bokeh in diesem Bereich angenehm. Wer verstärkt solche Weitwinkelaufnahmen an der Naheinstellgrenze machen möchte, findet im Laowa 15mm eine Alternative die in diesem Bereich ein homogeneren Schärfeverlauf aufweist, auch wenn die Gesamtschärfe dort dafür etwas leidet.

Nach den ersten Landschaftstestbildern kam ich zu Hause am PC etwas ans Grübeln. Ich hatte richtig gute, knackscharfe Aufnahmen, aber auch immer wieder mal Aufnahmen bei denen die Ecken unscharf oder verwaschen wirkten. Gemeinsam mit  Michael konnte dieses Phänomen auch bei unserem Vergleichstest mit dem Canon 11-24 beobachtet werden.

Wie kommt es dazu?

Es ist ein Handlingproblem mit dem Fokusring. Man hat das subjektive Gefühl, das in dem sehr kleinen Einstellbereich zwischen 1m und Unendlich der Einstellweg sehr kurz und sehr feinfühlig reagiert.Ein längerer Einstellweg, sprich eine höhere Übersetzung würde dem entgegen wirken und der Sache gut tun. Aktuell genügt eine Bewegung, die geringfügig über das Spiel des Fokusrings hinausgeht, um die Schärfeebene signifikant zu verschieben. Man muss hier sehr genau arbeiten und vor Ort die Schärfeeinstellung immer wieder kontrollieren, dies insbesondere in den Ecken, sonst erlebt man zu Hause am Rechner eine böse Überraschung. Hat man sich einmal darauf eingestellt und diese Besonderheit im Hinterkopf, passt alles und die Schärfe ist sehr gut. Die Schärfe ist bei Blende 8 sehr gut, wobei je nach Fokussierung auch deutlich weiter abgeblendet werden musste, ohne dass es damit zu deutlichem Schärfeverlust kam. Der Fokusweg beim Canon ist deutlich angenehmer und einfach einzustellen, wie auch bei meinen anderen Objektiven. Hier muss man sich an das Sigma tatsächlich erst gewöhnen. Im Vergleich zum Vorgängermodell, muss man auch feststellen, dass das alte Sigma II einfacher zu fokussieren ist. Die Skala ist hier auch besser, beim Art kommt 1m und dann direkt unendlich, beim Sigma II 1m, dann 2m und dann unendlich - hier ist der Spielraum deutlich größer...

Nachdem dieses Handlingproblem gemeistert war, war ich positiv überrascht, dass das Sigma im Bildvergleich auf Augenhöhe mit dem Canon 11-24 liegt. Bei einigen Motiven zeigte sich auch eine minimal bessere Schärfe beim Sigma in den Ecken. Auch die hohe Auflösung an der Canon 5DsR wurde sehr gut bedient.

Erste Erkenntnis – das Objektiv hat gut Gewicht, man führt da doch einen ziemlichen Brocken mit sich mit. Die Probleme mit der Fokussierung habe ich oben ja bereits beschrieben, hier würde ich mir bei der nächsten Version eine Verbesserung wünschen.

Im Alltagseinsatz gibt es für mich auch noch einen weiteren Kritikpunkt. Die Bauweise hat sich, auch aufgrund der großen Anfangsblende im Vergleich zum Vorgänger verändert. Das alte Modell war ein durchgehender Zylinder. Das neue Sigma 12-24 besteht nun aus zwei Teilen. Der Fokusring liegt nun als deutlich größerer Zylinder über dem eigentlichen Tubus und dreht sich um diesen herum. Am Übergang zwischen beiden Teilen besteht ein Spalt. Perfekt um Sand, Staub oder anderen Dreck darin zu sammeln. Mit etwas Unbehagen habe ich damit im Sandstein fotografiert. Am Strand oder im Dreck liegend hätte ich tatsächlich Sorge, dass man sich irgendetwas unter den Fokusring zieht und dadurch Probleme entstehen. Hier hätte ich mir ein anderes, ähnlich wie bei anderen Hersteller anzutreffendes Design gewünscht.

 

Mit dem Objektiv kam auch ein Filterhalter von Logodeckel und 2 Filter von Haida. Vorab erstmal, Respekt dafür dies so zu Hause zu konstruieren und dann auf einem 3D Drucker zu spritzen. Die Verarbeitung ist sauber, es gibt keine Grate und die Bereiche die mit dem Objektiv in Berührung kommen sind mit einer Art Vlies versehen. Vielleicht kann man bei einer zukünftigen Weiterentwicklung noch einen Anschlag anbringen, um den Filterhalter noch einfacher in Position zu bringen. Man verkantet doch eher mal, da er nur über die Geli und die Front geschoben wird und bis ganz nach hinten durchgeschoben werden kann.

 

Der Einsatz ist okay. Das Material mag ich nicht so. Es sieht kräftig aus und wird bestimmt etwas aushalten. Der Halter ist aber durch seine Bauform groß und unförmig, so dass ein Transport im Foto-Rucksack nicht so einfach ist und ich auch etwas Angst im Hinblick auf eine Bruchgefahr habe.

Die Bildqualität bei sauberer Fokussierung hat mich sehr positiv überrascht. Hier hat Sigma wirklich eine klare Alternative zum Canon 11-24 auf die Beine gestellt und dies noch zu einem deutlich attraktiveren Preis. Ich würde mir wünschen, dass wie oben angesprochen, bei einem weiteren Update die Übersetzung des Fokussierwegs und die Nut am Tubus geändert werden. Dies sind zwei Punkte die ich an dem Objektiv wirklich kritisiere.

Gesamteindruck: - sehr gut
Bildqualität: - sehr gut
Verarbeitung: - sehr gut bis gut
Handling: - gut bis befriedigend

 

In meinem Fotorucksack ist weiterhin der Vorgänger das Sigma 12-24 II zu finden. Einfach aus Gewichtsgründen. Die Schärfe ist dort nicht auf dem Niveau wie beim neuen ART, dafür nehme ich es dann aber eher mal mit und behelfe mir dann mit Focusstacking im UWW Bereich.

 

Nachtrag:

Mein 12-24 hab ich verkauft, da ich nicht mehr die großen 150mmFilter zusätzlich mit mir rumschleppen wollte. Ein Filtersystem reicht. Ein möglicher Nachfolger wird dann vielleicht das Canon 16-35 f4.

Nachtrag 2:

Tamron hat ein sehr leichtes 17-35 f2.8 -4 angekündigt. Auch das wäre eventuell eine Option.

Beispielbilder Sigma 12-24 Art